D9E - Die neunte Expansion: Kristall in fernem Himmel (German Edition) by Falke Matthias
Autor:Falke, Matthias [Falke, Matthias]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Weltraum, Space Opera, Weltraumabenteuer, Science Fiction, Spannung, SF
Herausgeber: Wurdack
veröffentlicht: 2014-03-29T23:00:00+00:00
Er hatte die erste Wache absolviert und sich auf seine Kabine zurückgezogen. Nola hatte die Brücke übernommen. In vier Stunden würde Morton dran sein und die Vormittagsschicht vorbereiten. Die Erkundung des Kristalls!
Bis dahin sollte er noch ein wenig schlafen. Aber er fand keine Ruhe. Dieser Blick auf die Uhr, und das Wissen, dass die Nacht in vier, fünf Stunden sowieso vorbei sein würde! Auf Kommando konnte er noch nie einschlafen. Es wunderte ihn, dass Butch sich nicht einen Ruck gegeben und wenigstens die Neumann-Sonde gleich rausgeschickt hatte. Der Alte musste wirklich kaputt sein, wenn er nicht in der Lage war, diese paar Stunden noch dranzuhängen, auch wenn der Tag zugegebenermaßen anstrengend gewesen war.
Er hatte die Schuhe ausgezogen, die Uniform aber angelassen. So lag er im Halbdunkel, während ein rauchgrau glimmendes Hologramm der seltsamen Kristallstruktur den Raum notdürftig erhellte.
Was mochte das sein?
Unbestimmte Zeit wälzte er sich herum. Schließlich stand er auf. Er ging hinaus und wanderte unschlüssig auf den fahl erleuchteten Gängen des Schiffes hin und her. Die Scardanelli lag in tiefem Schlaf. Außer ihm, schien es, war niemand mehr wach. Clarke war am Abend bei Butch gewesen. Er hatte gehört, wie sie irgendwann wieder aus der Kabine des Kommandanten gekommen und zu der ihren zurückgekehrt war. Also war ihre nächtliche Begegnung neulich doch keine Vision gewesen!
Irgendwann fand er sich auf der Brücke ein. Nola, die ihn um Mitternacht mit einem müden Lächeln abgeklatscht hatte, versah die Zwölf-bis-vier-Wache. Sie saß da und starrte leer vor sich hin.
Manuel bemerkte einen kleinen Schrein, den sie auf einer abgeschalteten Konsole neben dem Hauptbedienplatz errichtet hatte. Ein kleines Hologramm zeigte den Hondh-Tempel aus Tokyo. In einem kleinen Sandbehälter, der nach oben im kreuzförmigen Symbol der Religion auslief, steckte ein Räucherstäbchen, von dem sich ein rosafarbener, wohlriechender Rauchfaden kringelte. Eine Perlenkette, an der kleine Votivtäfelchen hingen, war in einer doppelten Schleife um die beiden Kultobjekte gewunden.
Nola sah auf und musterte ihn ruhig, während er das kleine Arrangement betrachtete. Er wusste seit Langem, dass sie bekennende Hondhistin war. Aber sie hatte den Glauben in seiner Gegenwart nie praktiziert. Das sah ja beinahe wie eine Andacht aus, was sie da während ihrer Nachtwache trieb.
»Geh schlafen«, sagte sie müde. »Morgen brauchen wir alle einen klaren Kopf!«
»Kann ich dich sprechen?«, fragte er.
»Was ist los?«
»Ich friere.«
»Was willst du damit sagen?« Sie sah weder ihn noch ihren kleinen Altar an, sondern richtete den Blick auf den Hauptschirm, der die zerborstene Kristallstruktur zeigte. Ein zertrümmerter Schiffsbug, der über ihnen aus dem Nichts hervorstach und ins Leere ragte.
»Dass mir kalt ist, Nola.«
»Zieh dir was Warmes an«, sagte sie desinteressiert. »Trink einen Tee, leg dich ins Bett.«
»Das ist es nicht.«
»Was dann?« Sie seufzte, holte sich dann aber die Daten der medizinischen Überwachung auf den Schirm, die auch die Protokolle seiner Anzugsteuerung umfasste, und checkte seine Werte. »Fieber hast du nicht.«
»Es ist so ...« Warum wollte sie ihn nicht verstehen?
»Uns allen ist nicht sehr behaglich, Manuel.« Wenigstens sah sie ihn an und quälte ein müdes Lächeln auf ihre Züge. Zwei Uhr nachts. Man glaubte eher, dass sie in einiger Zeit vierzig werden würde, als tagsüber, wenn sie frisch und ausgeschlafen war.
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